15. Oktober 2025

Mehr Zeit bei Cloud-Wechsel – Transition Option für Krankenhäuser

Das Gesundheitswesen steht seit Jahren unter doppeltem Druck: Einerseits wächst die Notwendigkeit zur Digitalisierung, um Prozesse effizienter und transparenter zu gestalten. Andererseits dürfen diese Veränderungen den laufenden Betrieb nicht gefährden, denn die Patientenversorgung hat oberste Priorität. Mit der Abkündigung von SAP IS-H bis 2030 müssen sich Krankenhäuser, die SAP im Einsatz haben, auch noch auf den Übergang zu Nachfolgelösungen für Patientenmanagement und -abrechnung konzentrieren. Mit der Ankündigung eines Cloud-Abonnement-Services, welcher bei der Umstellung in die Cloud unterstützen soll und gleichzeitig das Wartungsende auf 2033 verschiebt, können SAP-Kunden etwas aufatmen. Die Rede ist von der Transition Option.

Abkündigung der Branchenlösung SAP IS-H

Viele Krankenhäuser setzen seit Jahrzehnten auf SAP ERP und insbesondere auf das Modul SAP Patient Management (SAP IS-H). Mit dem Auslaufen der erweiterten Wartung für die SAP Business Suite im Jahr 2030 sehen sich die Einrichtungen jedoch vor eine enorme Herausforderung gestellt: Die vollständige Transformation zu einer modernen Cloud-Lösung wie SAP S/4HANA Cloud Private oder Public Edition erfordert Zeit, Ressourcen und Planungssicherheit.

Um dieser Situation Rechnung zu tragen, hat SAP die sogenannte Transition Option für die SAP ERP, Private Edition entwickelt. Sie ermöglicht es Gesundheitsorganisationen, ihre bestehende Systemlandschaft um weitere drei Jahre bis 2033 zu betreiben und gleichzeitig in einem strukturierten Prozess die Migration zur SAP Cloud ERP vorzubereiten. Damit bietet SAP einen verlässlichen Rahmen, um den Übergang planbar, sicher und mit möglichst geringem Risiko zu gestalten. Dieser entgegenkommende Schritt ist zu begrüßen, aber auch an Bedingungen geknüpft.

Wie die Transition Option sich positiv auswirkt

Für viele Krankenhäuser ist die digitale Transformation kein rein technisches Projekt, sondern eine zentrale strategische Aufgabe. SAP trägt diesem Umstand Rechnung, indem die Transition Option zunächst die notwendige Kontinuität schafft. Bestehende Systeme, inklusive SAP Patient Management, können bis 2033 betrieben werden. Damit wird die oft als zu knapp empfundene Frist von 2030 deutlich erweitert.

Neben der zeitlichen Entlastung bietet die Transition Option den Vorteil, Anpassungen, Schnittstellen und Eigenentwicklungen in Ruhe zu überprüfen und optimieren zu können. Gerade im Gesundheitswesen sind viele Systeme hochgradig integriert – von klinischen Informationssystemen bis hin zu Labor- und Abrechnungslösungen. Diese Vernetzungen lassen sich nicht von heute auf morgen in eine Cloud-Architektur übertragen. Die verlängerte Frist gibt den Organisationen die Möglichkeit, ihre IT-Landschaft Schritt für Schritt zu modernisieren, ohne die Stabilität des laufenden Betriebs zu gefährden.

Ein weiterer Aspekt ist die regulatorische Sicherheit. Mit der Transition Option wird die Einhaltung von Datenschutz- und Compliance-Anforderungen gewährleistet, indem die Systeme in einer verwalteten Cloud-Umgebung betrieben werden. Für Einrichtungen des Gesundheitswesens, die mit hochsensiblen Patientendaten arbeiten, ist dies ein entscheidender Faktor.

Relevanz für das Gesundheitswesen

Die Transition Option bietet Krankenhäusern demnach:

Kontinuität und Flexibilität

  • Verlängerte Unterstützung von SAP ERP und SAP IS-H bis 2033
  • Zeitgewinn für Anpassungen und die Optimierung von Integrationen

Regulatorische Sicherheit

  • Betrieb in einer verwalteten Cloud-Umgebung
  • Einhaltung von Datenschutz- und Compliance-Anforderungen

Gestaltungsspielraum für Anpassungen

  • Möglichkeit zur Überprüfung und Anpassung von Eigenentwicklungen
  • Integration bestehender Partnerlösungen in die künftige Systemlandschaft

Stärkung der Partnerintegration

  • Enge Zusammenarbeit zwischen SAP und Implementierungspartnern
  • Sicherstellung von Innovation, Kompatibilität und Investitionsschutz

Diese Kombination aus Planungssicherheit und regulatorischer Stabilität ist für das Gesundheitswesen von besonderer Bedeutung, da ein störungsfreier Betrieb und die Sicherheit sensibler Daten höchste Priorität haben.

Zielsetzung, Angebot und Zeitrahmen der Transition Option

Die Transition Option richtet sich vor allem an Organisationen mit komplexen ERP-Landschaften, die ihre RISE-with-SAP-Transformation nicht bis 2030 vollständig abschließen können. Sie fungiert als strategische Zwischenlösung, die die betriebliche Kontinuität sicherstellt und gleichzeitig die Grundlage für den Wechsel in die Cloud schafft.

Das Angebot umfasst ein Cloud-Abonnement, das auf der Datenbank SAP HANA basiert. Ergänzt wird es durch zusätzliche Services, die im Rahmen des Max Success Plans bereitgestellt werden. Diese Services unterstützen die Organisationen dabei, eine neue Systemlandschaft aufzubauen, zu optimieren und schrittweise an die Anforderungen der SAP Cloud ERP heranzuführen. Wichtig ist, dass in diesem Zeitraum nicht nur technische Unterstützung erfolgt, sondern auch rechtliche Änderungen, Sicherheitspatches und Fehlerbehebungen berücksichtigt werden, sodass ein sicherer Betrieb gewährleistet bleibt.

Die Transition Option ist zeitlich klar begrenzt. Sie kann ab dem 1. Januar 2031 genutzt werden und steht maximal bis zum 31. Dezember 2033 zur Verfügung. Damit ist der zeitliche Rahmen klar, in dem Organisationen ihre Cloud-Migration vorbereiten müssen.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

Damit Sie die Transition Option in Anspruch nehmen können, sind allerdings bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Die wichtigste Bedingung ist, dass die entsprechenden Systeme bis spätestens Ende 2030 nach SAP ERP, Private Edition auf SAP HANA migriert worden sind. Zudem schreibt SAP die Verwendung der HANA-Datenbank vor. Auch technische Anforderungen wie eine Mindestgröße der Systeme von zwei Terabyte, ein Betrieb auf Linux x86 sowie aktuelle ABAP-Kernel- und Erweiterungspakete müssen erfüllt sein.

Darüber hinaus ist die Nutzung des Max Success Plans verpflichtend. Dieser Servicevertrag stellt sicher, dass die Organisationen im Zeitraum 2031 bis 2033 nicht nur kontinuierliche Unterstützung erhalten, sondern auch auf strategische Beratung und technische Expertise zurückgreifen können, um ihre Cloud-Transformation voranzutreiben.

Preis- und Konditionenrahmen

SAP hat die Transition Option als zusätzliches Abonnement konzipiert, dessen Preis über dem regulären Abonnementpreis von SAP ERP, Private Edition zum Ende des Jahres 2030 liegen wird. Für sogenannte Early Adopters, also Kunden, die sich bis Ende 2025 für die SAP ERP, Private Edition entscheiden, gibt es jedoch eine Sonderregelung. Sie können die Transition Option 2031 zu denselben kommerziellen Konditionen nutzen, die für ihr bestehendes Abonnement gelten.

Ab 2026 gelten Aufschläge, die bei einem Einstieg im Jahr 2026 bei 20 Prozent beginnen. Für spätere Jahre sind die Aufschläge noch nicht endgültig festgelegt. Die genauen Preise sollen bis 2028 bekanntgegeben werden.

Die Transition Option wird preislich oberhalb der regulären Private-Edition-Abonnements zum Ende 2030 angesiedelt sein. SAP bietet jedoch gestaffelte Konditionen.

Handlungsperspektive für Gesundheitsorganisationen

Für Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen ergibt sich aus der Transition Option ein klarer Handlungsauftrag. Um die Chancen der Transition Option voll auszuschöpfen, ist es entscheidend, frühzeitig zu handeln. Zunächst sollte die bestehende IT-Landschaft sorgfältig analysiert werden, um Abhängigkeiten, Datenflüsse und Integrationen zu erfassen. Insbesondere Schnittstellen zu Drittsystemen, Eigenentwicklungen und Datenarchitekturen müssen auf ihre Zukunftsfähigkeit geprüft werden. Aufbauend auf dieser Analyse sollte ein strategischer Migrationsplan entwickelt werden, der die Umstellung auf SAP ERP, Private Edition bis spätestens 2030 aufzeigt. Nur wer diesen Schritt rechtzeitig vollzieht, kann die Transition Option nutzen und sich damit die verlängerte Unterstützung bis 2033 sichern. Parallel dazu empfiehlt sich die Nutzung des Max Success Plans, um frühzeitig von strategischer und technischer Begleitung zu profitieren.

Fazit

Die Transition Option für SAP ERP, Private Edition bietet Gesundheitsorganisationen eine wertvolle Möglichkeit, ihre digitale Transformation in einem planbaren und sicheren Rahmen zu gestalten. Sie schafft die notwendige zeitliche Flexibilität, um komplexe IT-Landschaften Schritt für Schritt zu modernisieren, ohne regulatorische Anforderungen oder die Versorgungssicherheit zu gefährden. Doch Zeit allein löst keine Probleme. Entscheidend ist, die gewonnene Flexibilität gezielt zu nutzen, um bestehende Strukturen kritisch zu hinterfragen und zukunftsfähige Architekturen zu entwickeln. Genau hier setzt die Rolle von adesso an.

adesso als Partner für eine sichere Transformation

Als erfahrener IT-Dienstleister und langjähriger SAP-Partner mit tiefem Branchenwissen im Gesundheitswesen unterstützt adesso Organisationen dabei, ihre IT-Landschaft umfassend zu analysieren, einen realistischen Migrationsplan zu entwickeln und individuelle Anpassungen in die neue Systemwelt zu integrieren.

Damit haben Krankenhäuser nicht nur die Gewissheit, die Transition Option technisch und organisatorisch korrekt umzusetzen, sondern auch die Sicherheit, ihre digitale Transformation nachhaltig und zukunftsorientiert voranzutreiben.

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Ein Beitrag von:

Lars Yemanov

Lars Yemanov ist als Managing Consultant und Projektmanager im Bereich von SAP S/4HANA Transformationen tätig, mit umfassender Erfahrung in der Begleitung und Umsetzung von Projekten in der Private Cloud. Seine Schwerpunkte liegen auf der Durchführung der Transformationsprojekte, vor allem im Greenfield-Ansatz und in der Betrachtung der vorliegenden Prozesslandschaft aus Sicht eines Prozessmanagers.
Alle Beiträge von: Gerrit Schröder und Lars Yemanov

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