30. Oktober 2025

SAP Build Code: Wie gut ist die Innovation wirklich?

Inzwischen müsste jeder, der sich mit SAP beschäftigt, bereits von dem hauseigenen KI-Assistenten der SAP gehört haben: SAP Joule. Doch wie genau wird diese KI von SAP in die Arbeitswelt von Entwickler:innen, Berater:innen und auch Kunden eingebunden? Ein erstes Produkt mit SAP Joule als Kerntechnologie ist SAP Build Code. In der Theorie klingt SAP Build Code wie das ideale Entwicklungswerkzeug. Wer allerdings bereits ausprobiert hat, KI in seinen persönlichen Entwicklungsalltag einzubringen, hat sich wahrscheinlich schon einmal die Frage gestellt: Tut das Angebot SAP Build Code das, was man erwartet, oder sorgt die KI-gestützte Entwicklungsumgebung zum Teil für Frustration bei den Nutzer:innen?

Was genau ist SAP Build Code?

Bei SAP Build Code handelt es sich um eine Entwicklungsumgebung, welche SAP Joule als generative KI zur Unterstützung von verschiedenen Entwicklungsaufgaben integriert. Ausgelegt ist die KI laut SAP auf Java- und JavaScript-Anwendungsentwicklung. Sie legt zusätzlich Fokus auf die verschiedenen SAP-Technologien um SAP Fiori: SAP Fiori Elements, SAPUI5 und das Cloud Application Programming Model (CAP).

Wie funktioniert SAP Build Code?

SAP Build Code ist eine Komponente der Low-Code/No-Code-Entwicklungsplattform SAP Build. Dies ist eine Sammlung aus Modulen, welche Citizen Developern erlaubt, schnell und effektiv Anwendungen, Geschäftsprozesse und Automatisierungen aufzubauen. Es besteht aus drei Hauptkomponenten: SAP Build Apps, SAP Build Process Automation und SAP Build Code.

Abb. 1: SAP Build Code als Teil von SAP Build

SAP Build Code ist also ein spezieller Bestandteil von SAP Build, welcher einen ähnlichen Zweck wie SAP Build Apps erfüllt. Allerdings richtet sich SAP Build Code mehr an Entwickler:innen, wohingegen SAP Build Apps eher Citizen Developer als Zielgruppe hat. Von der SAP Build-Oberfläche lässt sich dann ein SAP Build Code Projekt anlegen und starten. Es besteht die Wahl zwischen Full-Stack, Frontend, Backend und mobilen Lösungen. Sobald das Projekt hochgefahren ist, finden sich Fiori-Entwickler:innen in der bekannten Umgebung des Business Application Studios wieder. Allerdings bietet SAP Build Code einen zusätzlichen Bereich zur Kommunikation mit SAP Joule in der linken Activity Bar.

Abb. 2: Die Oberfläche von SAP Joule

In dieser Konsole findet der Großteil der Kommunikation mit SAP Joule statt. Gesteuert wird die KI wie gewohnt über Prompts. Allerdings muss hier zusätzlich ein Befehl vor den Prompt gesetzt werden. Dieser bestimmt dann über die Aktion der KI. Eine Gesamtübersicht über alle Befehle lässt sich mit dem Befehl /help generieren. Besonders wichtige Befehle sind beispielsweise /cap-gen-model zur Generierung einer Datenstruktur sowie /fiori-gen-cap-ui, um auf die erstellte CAP-Datenstruktur aufzusetzen. CAP wird hier verwendet, da es das einzig unterstützte SAP Backend-Modell darstellt. RAP kann von SAP Build Code momentan nicht programmiert werden.

Es gibt noch verschiedene andere Stellen, an denen SAP Joule eingebunden ist. Ein Beispiel ist das Storyboard. Hier lassen sich externe Ressourcen, Datenmodelle, Services und UI-Anwendungen auflisten. Bei den letzten Dreien ist es außerdem möglich, direkt einen Prompt an die KI anzuweisen. Hierfür lässt sich über den Joule-Diamant ein Prompt-Fenster öffnen.

Abb. 3: Joule-Diamant für die Öffnung von Prompt-Fenstern

SAP Build Code ermöglicht es folglich, verschiedene Aufgaben im SAP Fiori Kontext zu erledigen. Es kann Datenmodelle, Fiori UIs oder Mockdaten generieren, SAPUI5 Code überprüfen oder auf hilfreiche SAP Help Portal-Beiträge verweisen.

Realitätscheck: Meine Erfahrungen

Im Rahmen meiner Bachelorarbeit habe ich mich tiefer mit der Ergebnisqualität von SAP Build Code beschäftigt. Untersucht wurde konkret das Erstellen einer CAP-Datenstruktur, eines Services, einer Business-Logik sowie von Fiori Elements und SAPUI5 Seiten auf Basis des Datenmodells. Hierbei lief einiges besser als erwartet, während andere Aspekte nicht ausreichend zufriedenstellend funktionierten.

Vorzüge von SAP Build Code

SAP Build Code liefert eine überraschend gute Code-Qualität bei Themen rund um CAP. Konkret bedeutet das, dass die KI nutzbare Ergebnisse bei der Erstellung von Datenmodellen und Geschäftslogik liefert. Man kann die KI für eine vordefinierte und erarbeitete Datenstruktur nutzen, indem man einen detaillierten Prompt schreibt, welcher die gesamten Anforderungen abdeckt. Es ist aber auch möglich, die KI selbst denken zu lassen. Dies ist nützlich, wenn man Inspiration sucht oder eine Testanwendung entwirft. Um die Fähigkeiten zu demonstrieren, wird folgender Prompt gesendet:

Generate an employee table and a jobs table with relevant data and connect them.

Die KI generiert folgende Struktur auf Basis der Anfrage:

Abb. 4: KI-generierte Struktur

Wie bereits erwähnt, liefert die KI auch funktionstüchtige Ergebnisse bei der Generierung von Geschäftslogik. Zur Veranschaulichung wurde der KI der folgende Prompt gesendet:

Generate a a function to read all employees and their respective jobs.

Der resultierende Code sieht wie folgt aus:

Abb. 5: Resultierender Code eines Prompts

Bei der Generierung von Geschäftslogik unterstützt SAP Build Code jedoch nicht, sie richtig abzulegen oder einzubinden. Es muss eine Ziel-Datei angegeben werden und es wird keine Anbindung an einen Service vorgenommen. Ich habe es beim Testen einmal geschafft, dass die KI die korrekten Anbindungen vornimmt. Versucht habe ich es allerdings mit ca. 15 verschiedenen Prompts.

Optimerungspotenzial

Ein großer Kritikpunkt ist die Generierung von Testdaten. Die KI ist dazu in der Lage, zu dem Testszenario passende Daten zu generieren. Diese verwenden aber keine eindeutigen Schlüssel, sondern nutzen denselben Schlüssel in mehreren Tabellen. Nach den Normalformen von Datenbanken ist das aber ein absolutes No-Go.

Weitere Schwächen weist die KI in allen Aspekten der Fiori-Entwicklung auf. SAPUI5-Anwendungen werden in falschen Ordnern generiert und sind so ohne Unterstützung eines Entwicklers oder einer Entwicklerin nicht ausführbar.

Auch bei der Entwicklung von Fiori Elements Anwendungen ist SAP Build Code nicht besonders effektiv. Hier werden zwar ausführbare Anwendungen generiert, welche aber sehr grundlegend sind. Entweder generiert SAP Build Code ein List Report, eine Detail Page oder Einzelteile der beiden. Die Umsetzung komplexerer Anforderungen ist nicht gelungen, auch wenn spezifiziert wurde, dass keine List View mit Detail Page gewünscht ist.

Fazit

Insgesamt bietet SAP Build Code bereits erste interessante Ansätze bei der Unterstützung von SAP-basierter Webentwicklung. Der momentane Qualitätsstand ist allerdings meiner Meinung nach bisher nicht hoch genug, um eine produktive Nutzung des Tools zu ermöglichen. Die CAP-Entwicklung ist bereits ziemlich stark. Sofern die Geschäftslogik korrekt von SAP Build Code implementiert wird, kann diese unterstützend von Entwickler:innen verwendet werden. Hier könnte ich SAP Build Code auch neuen CAP-Entwickler:innen empfehlen, um die Grundlagen anhand von generierten Beispielen zu lernen. Fortgeschrittene Entwickler:innen werden allerdings wenig bis keinen Vorteil aus der Nutzung ziehen.

Auf Seiten von Fiori Elements und SAPUI5 fehlt noch sehr viel, um die produktive Nutzung überhaupt denkbar zu machen. Da KI ständig weiterlernt, könnte diese Kritik schnell veraltet sein. Die weitere aktive Beobachtung und der weitere Test der KI sind also empfehlenswert.

Diesen Beitrag teilen:

Themen und Schlagwörter:

Ein Beitrag von:

Kevin Watzke

Kevin Watzke absolviert derzeit ein Masterstudium in Wirtschaftsinformatik und ist als Werkstudent im Bereich Cloud-Entwicklung tätig. Zudem setzt er sich mit den vielfältigen KI-Lösungen der SAP auseinander.
Alle Beiträge von: Kevin Watzke

Ähnliche Beiträge

Von SAP PI/PO zu SAP CPI: Der strategische Migrationsleitfaden

Von SAP PI/PO zu SAP CPI: Der strategische Migrationsleitfaden

Der Übergang von SAP PI/PO (Process Integration/Process Orchestration) zu SAP CPI (Cloud Platform Integration) ist ein bedeutendes Projekt, das Unternehmen auf Ihrem Weg zu digitaler Transformation begleitet. Eine erfolgreiche Migration erfordert eine klare Strategie, präzise Planung und diszipliniertes Vorgehen.

Mehr Zeit bei Cloud-Wechsel – Transition Option für Krankenhäuser

Mehr Zeit bei Cloud-Wechsel – Transition Option für Krankenhäuser

Viele Krankenhäuser setzen seit Jahrzehnten auf SAP ERP und insbesondere auf das Modul SAP Patient Management (SAP IS-H). Mit dem Auslaufen der erweiterten Wartung für die SAP Business Suite im Jahr 2030 sehen sich die Einrichtungen jedoch vor eine enorme Herausforderung gestellt. Mit der Transition Option bekommen SAP-Kunden weitere drei Jahre Zeit, es gibt jedoch Bedingungen.