21. Juli 2025

So funktioniert APE in SAP S/4HANA – wichtige Grundlagen zur Bedienung

Die gute Nachricht vorweg: Die Application Process Engine (APE) ist nicht nur mächtig, sondern auch benutzerfreundlich. Wer Prozesse steuern, überwachen oder anstoßen möchte, muss kein Entwickler sein. Mit ein wenig Grundverständnis kommt man schnell zurecht. APE hilft dabei, diese Abläufe effizient abzubilden. In diesem Blogartikel zeige ich Ihnen, wie APE funktioniert und welche Grundlagen Sie für die Bedienung benötigen, um sicher und souverän damit zu arbeiten. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf S/4HANA Utilities.

Was ist das APE-Framework?

Das Application Process Engine (APE)-Framework bietet ein Baukastensystem, mit dem adaptive und regelbasierte Prozesse modelliert, überwacht, verwaltet und ausgeführt werden können.

Prozesse können auf Echtzeitdaten reagieren und sich auf der Grundlage von Regeln oder Bedingungen dynamisch ändern. Dies ist davon abhängig, wie die Prozessschritte definiert sind und wie logische Verknüpfungen zwischen den Schritten hergestellt wurden (z. B. beim Lieferantenwechsel). Weitere Prozesse oder Subprozesse können ebenfalls in Gang gesetzt werden.

Das bedeutet, dass sich Geschäftsprozesse als Ablaufmodelle ausführen und definieren lassen. Zusätzlich lassen sich über definierte Schnittstellen gezielt Prozesse oder Aktionen in angebundenen Umsystemen anstoßen. Wie dieser Austausch technisch ermöglicht wird und welche Rolle dabei das Business System sowie die SAP MaCo (Market Communication) Cloud spielen, wird im nächsten Abschnitt näher erläutert.

Im Falle von S/4HANA Utilities liefert und aktualisiert die SAP die regulatorisch obligatorischen Prozesse für Formatwechsel. Die Marktkommunikation bezeichnet den gesetzlich geregelten Datenaustausch zwischen den Marktpartnern (z. B. Lieferant, Netzbetreiber, Messtellenbetreiber). Da der Versand von Marktnachrichten über die MaCo Cloud erfolgt, entfällt für Marktpartner ein Großteil des Anpassungsaufwands. Die MaCo Cloud ist als Public-Lösung im SaaS-Modell (Software as a Service) konzipiert und übernimmt zentrale Funktionen standardisiert. APE hilft dabei, diese Abläufe effizient abzubilden. Dies gilt für die halbjährlich anstehenden Formatwechsel. Daraus leiten sich folgende Vorteile ab, die wir im nächsten Abschnitt noch einmal kompakt zusammenfassen.

Vorteile

  • Hohe Flexibilität: Prozesse können dynamisch geändert und Voraussetzungen der Prozessabfolge genau definiert und hinterlegt werden.
  • Klarer Status und Ablauf: In Echtzeit werden die Prozessabläufe dargestellt und fehlerhafte Abläufe können gezielt eingesehen und ggf. korrigiert werden. 
  • Wiederverwendbarkeit von Prozessen: Unterprozesse können konfiguriert und in anderen Prozessen wiederverwendet werden. 
  • Automatisierung: Die Prozesse laufen automatisiert ab. Bei Fehlern oder Klärfällen kann manuell eingegriffen und die passende Lösung ausgesucht werden.
  • Integration von Umsystemen: Durch definierte Schnittstellen können Umsysteme (z. B. Marktkommunikationslösungen wie MaCo Cloud) direkt angesteuert werden. 
  • Benutzerzentrierte Bedienung (Fiori): Dank Fiori UI Services bietet APE benutzerfreundliche, browserbasierte Oberflächen für Fach- und IT-Anwender. 

Wie wird APE technisch abgebildet? 

APE wird sowohl übergreifend im Business System (z. B. SAP S/4HANA) als auch im Marktkommunikationssystem (MaCo Cloud) eingesetzt. Die Grundlage von APE bildet das RESTful ABAP Programming Model, ein zeitgemäßer Entwicklungsansatz in SAP zur Erstellung schlanker, servicebasierter Anwendungen. Darüber hinaus werden Fiori UI Services, benutzerfreundliche, webbasierte Oberflächen, die einen unkomplizierten Zugriff über den Browser ermöglichen, bereitgestellt.

Die Kommunikation dieser beiden Systeme wird durch zwei Dokumententypen gesteuert:

Abb. 1: Nachrichtenaustausch zwischen der MaCo Cloud und dem Businesssystem, © Copyright SAP SE. Alle Rechte vorbehalten

In der Grafik werden die verschiedenen Systeme (SAP S/4HANA Utilities und MaCo Cloud) mit dem APE-Framework und Dokumententypen Prozessdokument (PDOC) und Transferdokument (TDOC) abgebildet. Der Informations- und Nachrichtenaustausch zwischen MaCo Cloud und S/4HANA wird dadurch gesteuert.  

  • Prozessdokument (PDOC): Beschreibt den Fortschritt des Prozesses 
  • Übertragungsdokument (TDOC): Beinhaltet die Nachricht an ein anderes System (EDIFACTS werden als TDOC mit Payload dargestellt)

Diese Dokumente sind auf der Fiori Oberfläche abgebildet und bilden die Basis der Prozessdokumentation und Überwachung. Die eben beschriebenen Dokumente sind in sogenannten „Apps” auf der Fiori Oberfläche wiederzufinden. Dabei gibt es diverse Apps für verschiedene Möglichkeiten zum Überwachen und Steuern der Prozesse. 

Welche Apps überwachen und steuern den Prozess? 

In Übertragungs-, Prozess- und Ausnahmedokumente können die Prozesse und deren Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Systemen beobachtet und in sie gegebenenfalls eingegriffen werden. 

Abb. 2: Apps der MaCo Cloud und des Businesssystems zur Dokumentenüberwachung, © Copyright SAP SE. Alle Rechte vorbehalten

In der App „Prozessdokumente überwachen“ wird der Prozessablauf dokumentiert. Jeder gestartete Prozess legt ein PDOC an, wo jegliche Informationen wie Marktlokation, Messlokation oder Geschäftspartner angezeigt werden können. Das Prozessdokument bildet den aktuellen Prozessablauf in Echtzeit ab und ist eindeutig über eine Dokumentennummer sowie eine gemeinsame Zugriffsreferenz identifizierbar. Die gemeinsame Zugriffsreferenz (engl. Common Access Reference) verknüpft alle Prozessdokumente, die zu einem zusammenhängenden Prozessablauf gehören – einschließlich etwaiger Übertragungsdokumente und ist für die Analyse und Suchfindung von PDOCs unentbehrlich.

Die App „Übertragungsdokumente überwachen“ stellt die Kommunikation zwischen externen Systemen und der MaCo Cloud dar. Wenn eine Nachrichtenübertragung stattfindet, dann wird ein eindeutiges Übertragungsdokument angelegt, welches durch eine eindeutige Dokumentennummer und die gemeinsame Zugriffreferenz bezeichnet wird. 

Wie wird mit Situationen umgegangen, in denen ein Prozessdokument aufgrund eines Fehlers gestoppt wird?  

Mögliche Ursachen sind fehlerhafter Code, manuelle Eingriffe oder notwendige Benutzeraktionen. Für diesen Zweck steht die App „Ausnahmedokumente überwachen“ zur Verfügung. Ausnahmedokumente werden immer dann erstellt, wenn ein Prozess auf einen Fehler stößt oder an einer Stelle eine Benutzerentscheidung erforderlich ist. Diese Entscheidungen können verschiedene Optionen beinhalten, die zuvor in APE konfiguriert und bei Bedarf in ABAP individuell programmiert werden. Damit können beispielsweise Prozessschritte neu angestoßen, das PDOC abgeschlossen oder Marktnachrichten erneut versendet werden. 

Zur strukturierten Bearbeitung solcher Prozessunterbrechungen greift APE auf das bewährte BPEM Framework (Business Process Exception Management) zurück. Dieses ermöglicht eine transparente und standardisierte Behandlung von Ausnahmen, inklusive Eskalationen, Wiederaufnahmen und Benutzerentscheidungen – ein zentrales Element für ein stabiles und nachvollziehbares Prozessmanagement. 

Fazit

Die Application Process Engine (APE) ermöglicht es Energieversorgern, Geschäftsprozesse flexibel und effizient innerhalb der SAP-Landschaft abzubilden. Außerdem ist APE darauf ausgelegt, Geschäftsprozesse effizient zu steuern und zu automatisieren. Kunden haben dabei die Möglichkeit, eigene Prozesse zu konfigurieren oder individuelle Implementierungen vorzunehmen. Die Echtzeitüberwachung erfolgt über Prozess- und Transferdokumente, wodurch eine konsistente, transparente und lückenlose Nachverfolgbarkeit aller Abläufe gewährleistet ist. 

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Ein Beitrag von:

Anna-Belle Garten

Anna-Belle ist Consultant im Bereich Utilities. Als Beraterin unterstützt sie ihre Kunden bei fachlichen und prozessualen Fragen im Bereich der energiewirtschaftlichen Regulatorik.
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