2. Oktober 2025

E-Invoicing in Frankreich: Anforderungen mit SAP DRC erfüllen

Die Einführung der verpflichtenden elektronischen Rechnungsstellung E-Invoicing in Frankreich ist Teil einer europaweiten Kampagne zur besseren Nachverfolgbarkeit von Unternehmenssteuerdaten mit einem Ziel: Steuerbetrug bekämpfen und Mehrwertsteuerlücken schließen.

Die E-Invoicing-Verpflichtung betrifft sowohl Business-to-Government (B2G) als auch lokale Business-to-Business (B2B) Geschäftsbeziehungen. Zudem sollen künftig auch Business-to-Consumer (B2C) Transaktionen, die in Frankreich mehrwertsteuerpflichtig sind, und internationale B2B Transaktionen, per elektronischer Steuerdatenübermittlung (E-Reporting) abgewickelt werden.

SAP Document and Reporting Compliance (SAP DRC) bietet sich als verlässliche Lösung für Unternehmen mit französischen Geschäftseinheiten an, um den bevorstehenden Anforderungen diesbezüglich gerecht zu werden.

Status quo und Zeitplan der Einführung

Für alle Lieferanten des öffentlichen Sektors in Frankreich gilt seit 2020 die Pflicht zum E-Invoicing. Rechnungen müssen über das Portal Chorus Pro eigereicht werden. Dabei handelt es sich um ein staatliches System, das den standardisierten, digitalen Empfang von Rechnungen zwischen Lieferanten des öffentlichen Sektors sowie die Übermittlung an die Steuerbehörde ermöglicht.

Ab September 2026 wird der E-Invoicing Empfang zwischen mehrwertsteuerpflichtigen Unternehmen in Frankreich verpflichtend. Für Transaktionen, die nicht direkt unter die E-Invoicing Pflicht fallen (B2C und internationale B2B), gilt ab dann zumindest die E-Reporting Pflicht.

Die E-Invoicing-Einführung (Rechnungseingang sowie Rechnungsausgang) in Frankreich wird gestaffelt nach Unternehmensgröße erfolgen. Es ist wichtig zu wissen, dass die Rechnungseingangsseite (Empfangspflicht) von E-Rechnungen für alle betroffenen Unternehmen schon ab September 2026 gilt.

Bei der Rechnungsausgangsseite wird mit den großen und mittelgroßen Unternehmen voraussichtlich im September 2026 gestartet. Danach sollen die kleinen Unternehmen folgen, vorrausichtlich ab September 2027. Diese stufenweise Einführung des elektronischen Rechnungsausgangs erinnert an das deutsche B2B E-Invoicing Modell. Lesen Sie hierzu auch den Beitrag Vom Papier zur E-Rechnung.

Sanktionen beim Verstoß der E-Invoicing-Regelung

Bei Verstößen gegen die E-Invoicing- und E-Reporting-Regelungen sind Geldbußen zu erwarten. Für Unternehmen beträgt die Strafe 15 € pro fehlender oder nicht konformer Rechnung, maximal jedoch 15.000 € pro Jahr. Für die sogenannten Partner Dematerialization Platforms (PDPs) beträgt die Strafe 15 € pro fehlender oder nicht konformer Rechnung, maximal jedoch 45.000 € pro Jahr. Neben finanziellen Strafen drohen auch Verzögerungen in der Zahlungsabwicklung und eine (vermeidbare) Aufmerksamkeit der Steuerbehörde.

Technische Umsetzung des französischen E-Invoicing mit Y-Modell

Um die Pflicht zur Nutzung von E-Invoicing im B2B umzusetzen, wurde das Y-Modell entwickelt. Es besteht aus folgenden Akteuren:

  • Kunden
  • Lieferanten
  • Partner Dematerialization Platform(s) (PDP(s)) – dabei handelt es sich um private zertifizierte Dienstleister
  • Portail Public de Fakturation (PPF) – die öffentliche Plattform zur Verwaltung von E-Rechnungen
  • Direction Générale des Finances Publiques (DGFiP) – die Steuerbehörde, welche als nationale Peppol Autorität gilt
Abb. 1: Das Y-Modell in Frankreich

Französische Unternehmen (also Kunden und Lieferanten) müssen sich für eine oder mehrere zertifizierte PDPs entscheiden. Die Unternehmen senden und empfangen ihre Rechnungen über diese PDPs. Die PDPs der Rechnungssteller validieren die Rechnungen auf ihre Richtigkeit und leiten die Rechnung an Peppol weiter sowie die Rechnung- und Steuerdaten an PPF. Von Peppol wird die Rechnung an die PDPs der Rechnungsempfänger geleitet. Diese wiederum übertragen die Rechnungen an das jeweilige Unternehmen. Anschließend leitet der PPF die gesammelten Steuerdaten an DGFiP weiter.

Aufbau des E-Invoicing Systems und gesetzliche Anforderungen

Die Validierung der E-Rechnungen in Frankreich erfolgt künftig über ein striktes Verfahren. Dieses Verfahren ist Teil der neuen gesetzlichen Compliance im Rahmen des E-Invoicing Mandats ab 2026/2027 und gestaltet sich wie folgt:

Clearance Modell

Vor der Weiterleitung an den Empfänger wird jede eingereichte Rechnung von der zertifizierten PDP geprüft und validiert. Nur fehlerfreie Rechnungen werden weitergeleitet. Das Clearance Modell stellt die Validität von Pflichtangaben, technischen Formaten (Factur-X, UBL/PEPPOL, CII) und Steuerdaten sowie deren Übereinstimmung mit den lokalen steuerlichen Anforderungen sicher. Factur-X, UBL/PEPPOL und CII sind die drei elektronischen Rechnungsformate, die von der französischen Steuerbehörde akzeptiert werden. Factur-X (das Pendant zum deutschen ZUGFeRD) ist dabei das französische Standardformat für E-Rechnung. Es ist ein hybrides Rechnungsformat, das sowohl menschenlesbare PDF/A-3-Dateien als auch eine maschinenlesbare XML-Datei (EN 16931 Kompatibilität) kombiniert.

Technische Anforderungen

Die PDPs prüfen die Einhaltung des EN 16931-Standards als auch der nationalen Vorgaben. Pflichtfelder, Syntax und Struktur der Rechnung werden automatisch kontrolliert. Darüber hinaus wird sichergestellt, dass alle relevanten Prozesse in Echtzeit an die Steuerbehörde übermittelt werden.

Compliance und Archivierung

Teil der Validierung ist die Prüfung der Integrität, Authentizität und die sichere Aufbewahrung der Rechnungsdaten. Ein Verstoß dagegen wird mit Sanktionen geahndet.

Herausforderungen für französische Unternehmen

Die Einführung des verpflichtenden E-Invoicing in Frankreich stellt mehrere Herausförderungen für die französischen Unternehmen dar.

Komplexität des gesetzlichen Rahmenwerks

Das französische E-Invoicing-Mandat basiert auf dem oben aufgeführten Y-Modell. Dieses Modell unterscheidet sich von anderen europäischen E-Rechnungsmodellen durch seine Fähigkeit, sowohl den Rechnungsaustausch als auch ein Echtzeit E-Reporting an die Steuerbehörde (DGFiP) zu unterstützen. Französische Unternehmen müssen dieses Modell genau verstehen und ihre Compliance-Strukturen entsprechend anpassen.

Pflicht zur Nutzung zertifizierter PDPs

Mit der Einführung von E-Invoicing in Frankreich entfällt künftig der Austausch der Rechnungen direkt zwischen Unternehmen. Dies geschieht ausschließlich über die PDPs. Für die französischen Unternehmen bedeutet das, dass sie einen zuverlässigen zertifizierten PDP-Dienstleister wählen müssen, damit sie nicht gegen die gesetzlichen Vorschriften verstoßen.

Technische Integration und Datenformate

Die französische Steuerbehörde schreibt bestimmte Rechnungsformate (Factur-X, UBL/PEPPOL, CII) vor. Ferner müssen Steuerdaten in Echtzeit an die Steuerbehörde übermittelt werden. Unternehmen müssen ihre IT- und Buchhaltungssysteme so anpassen, dass sie die von der französischen Steuerbehörde vorgeschriebenen Rechnungsformate verarbeiten können und die Datenschnittstellen zu den PDPs kompatibel sind. Außerdem müssen sie ihre Systemstabilität und Datenqualität sicherstellen.

Weiteres

Mangel an Rechtssicherheit, noch unklare technische Details, Schulungs- und Change-Management-Bedarf sowie Sanktionen beim Verstoß gegen die gesetzlichen Verpflichtungen stellen weitere Herausforderungen für die französischen Unternehmen dar. Dazu kommen noch die nicht finalisierten technischen Spezifikationen und regulatorischen Vorgaben, die die Vorbereitung erschweren und die Planungssicherheit mindern.

Vorteile für Unternehmen und die Umwelt

Die Einführung von E-Invoicing in Frankreich bringt Unternehmen zahlreiche Vorteile: Sie sparen Zeit und Ressourcen durch den Wegfall von Papier und manueller Bearbeitung, profitieren von schnelleren und sicheren Zahlungsprozessen dank automatisierter Validierung und erfüllen automatisch die gesetzlichen Compliance-Vorgaben durch die verpflichtende Meldung an die Steuerbehörden. Ferner erhalten sie eine bessere Übersicht über Rechnungen und Zahlungen, was die Liquiditätsplanung und das Forderungsmanagement optimiert. Insgesamt steigert E-Invoicing damit Effizienz, Transparenz und Nachhaltigkeit.

Um diese Vorteile in der Praxis effizient und rechtskonform umzusetzen, benötigen Unternehmen eine leistungsfähige Lösung, die sämtliche gesetzlichen Vorgaben abdeckt und gleichzeitig nahtlos in bestehende Geschäftsprozesse integriert werden kann. Genau hier setzt SAP Document and Reporting Compliance (SAP DRC) an.

SAP Document and Reporting Compliance (SAP DRC)

SAP Document and Reporting Compliance (SAP DRC) ist eine umfassende Lösung von SAP, die Unternehmen dabei unterstützt, gesetzliche Anforderungen im Bereich E-Invoicing, E-Reporting und steuerlicher Compliance zu erfüllen. Die Software lässt sich nahtlos in SAP ECC und SAP S/4HANA integrieren und ermöglicht die automatisierte Erstellung, Validierung und den Versand elektronischer Rechnungen direkt aus den Geschäftsprozessen heraus. Über ein zentrales Cockpit können Unternehmen ihre Rechnungen in Echtzeit verwalten, überwachen und an die französische Steuerbehörde übermitteln. SAP DRC unterstützt dabei alle vorgeschriebenen Formate wie Factur-X, UBL/PEPPOL und CII.

Durch die automatisierte Prüfung werden Fehler minimiert und die Compliance sichergestellt, da nur vollständige und korrekte Rechnungen an das staatliche Portal weitergeleitet werden. Zudem kann SAP DRC für eine revisionssichere Archivierung aller steuerrelevanten Dokumente sorgen, die unveränderbar und jederzeit für Prüfungen verfügbar sind. Ergänzt wird dies durch umfassende Protokollierung, Dashboards und Monitoring-Tools, die eine lückenlose Nachverfolgung sämtlicher Vorgänge ermöglichen.

Damit bietet SAP DRC französischen Unternehmen eine sichere, transparente und rechtskonforme Lösung für die elektronische Rechnungsstellung und senkt zugleich das Risiko von Bußgeldern oder Nachforderungen.

adesso als zuverlässiger Partner

Als international erfahrener SAP-Partner unterstützt Sie adesso business consulting bei der Entwicklung und Umsetzung einer individuellen E-Invoicing-Strategie, die optimal zu Ihrem Unternehmen passt. Kontaktieren Sie uns noch heute und vereinbaren Sie einen Beratungstermin – damit Sie rechtzeitig vorbereitet sind und die Chancen von E-Invoicing voll ausschöpfen können.

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Violet Mwakoi-Junkering

Violet Mwakoi-Junkering ist Associate Consultant mit Fokus auf SAP CO-Beratung. Sie bringt praxiserprobte Erfahrung in Testkoordination, Dokumentation und Anwenderbetreuung aus Kundenprojekten mit. Ihr Profil wird ergänzt durch Expertise in interner Wissensvermittlung und Zertifizierungen in u. a. SAP CO und Public Cloud, ISTQB sowie Requirements Engineering.

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